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Gut, dass es dich gibt

Im Rahmen der Woche für das Leben hat die Katholische Kirche Vorarlberg in die Buchhandlung Arche nach Bregenz eingeladen: Nicole Klocker-Manser „Inkluencerin“, das 14-jährige Tennis-Ass Maximilian und Vater Alexander Taucher berichteten persönlich von ihren Erlebnissen, wie es ist mit Behinderung zu leben.

„Wir sind doch alle Menschen mit besonderen Bedürfnissen“, eröffnet Jürgen Mathis, Seelsorger am LKH Feldkirch und Mitarbeiter im Team des Welthauses Vorarlbergs, die Gesprächsrunde. Eine Gesprächsrunde, die wirklich eine Runde war, da alle Gäste samt Veranstalter- und GesprächspartnerInnen in einem großen Kreis saßen. Einerseits war es schade, dass nur ungefähr drei Handvoll Menschen in die Buchhandlung Arche gekommen waren, andererseits eröffnetet sich dadurch intensive und ganz persönliche Momente.

Maxi kennt keine Hindernisse

Und ein Mensch stand an diesem Abend im Mittelpunkt des Interesses: Der 14-Jährige Maximilian, der sich bei der Begrüßung gleich als Maxi vorstellte, gehört jetzt schon zur Weltspitze der U18 im Rollstuhltennis und ist aktuell die Nummer 4 in der Weltrangliste. Dass er überhaupt sitzen kann, ist ein kleines Wunder, da er mit Spina Bifida – bekannt als „offener Rücken“ – geboren wurde. Im Laufe des Abends und des Austausches zwischen Autorin Nicole Klocker-Manser, Vater Alexander und Sohn Maxi wuchs mein Respekt für den 14-jährigen Sportler minütlich. Er saß gelassen in seinem Rollstuhl zwischen den Erwachsenen und zeigte beim Interview keine Spur von Nervosität. Aber nicht nur das, durch seine klaren und auch bescheidenen Erzählungen zu seiner Situation, Motivation und Lebenseinstellung, formte sich in mir ein Bild eines jungen Mannes, der weiß was er will und sich auch bei Schwierigkeiten einen Weg bahnt. Und das wortwörtlich. Denn sein Weg ist wahrlich nur ab und zu barrierefrei. So berichtet Vater Alexander, dass Maxi in der Volksschule mit einem nicht behindertengerechten Eingang zu kämpfen hatte, den Eltern das aber nicht erzählt habe. „Auch mit dem Rollstuhl geht das Leben gut. Man muss die Leute einfach fragen und keine Scheu haben“, erzählt der Sportbegeisterte. Vater Alexander blickt stolz auf seinen Sohn und meint: „Maxi war von Anfang ein Kämpfer, er nimmt die Dinge so wie sie sind.“ Doch das Leben ist vielseitig und manchmal gesellt sich zum Mut auch Enttäuschung, gerade über die Unwissenheit und Unsicherheit mit der Außenstehende den Menschen mit Behinderung begegnen.

Sprachlosigkeit beseitigen

„Zuhause ist meist alles gut, aber wenn man mit einem behinderten Kind in die Welt hinaustritt, kommen die Herausforderungen“, weiß Nicole Klocker-Manser, die zwei Töchter hat, eine davon mit einer seltenen Behinderung, die man erst auf den zweiten Blick wahrnimmt. Tochter Frida ist ein lebenslustiges 10-jähriges Mädchen, das über sich selbst sagt, dass sie ein großes Herz hat und später bei der Caritas arbeiten möchte. Mutter Nicole schmunzelt und freut sich, dass Frida inzwischen im Chor singt und in Kürze ihren großen Auftritt hat. Nicole Klocker-Manser ist nicht nur Mutter einer behinderten Tochter, sondern vor allem Fachfrau auf vielen Ebenen. Sie arbeitet als Koordinatorin für das Netzwerk Eltern Selbsthilfe, ist Obfrau vom Verein Integration Vorarlberg, Herausgeberin des Kinderbuches Himmelblau – eine Geschichte über Toleranz, Anerkennung und Inklusion und als Referentin in der Elternbildung sowie in der Fortbildung von Pädagoginnen und Pädagogen tätig. “Ich möchte Räume öffnen, für den Dialog, das Miteinander und für das Verständnis. Das Verständnis, das Menschen auch jenseits des Leistungsgedankens, der in unserer Gesellschaft vorherrscht, lebens- und liebenswert sind und ihren Teil zu einer guten Gemeinschaft beitragen“, engagiert sich Nicole Klocker-Manser.

Mit dem Inkrafttreten der UN-Behindertenrechts-konvention im Oktober 2008, wurde das Ziel formuliert die notwendigen rechtlichen, finanziellen, sozialen und organisatorischen Rahmenbedingungen für eine ungehinderte gleichberechtigte Teilhabe am Leben in der Gesellschaft zu ermöglichen. In diesen 14 Jahren sei viel geschehen, berichtet die Fachfrau, doch sie weiß aus Erfahrung, dass Eltern heute noch oft bei Behörden eine Bittstellerrolle innehaben und dass es zwar engagierte Menschen in Behörden, Schulen oder sonstigen Einrichtungen gibt, aber dass die Umsetzung der Konvention oft an den Rahmenbedingungen und fehlenden Ressourcen scheitert. „Es kann nur gelingen, wenn die richtige Haltung da ist“, resümiert die zweifache Mutter. Und wenn das Miteinander in der Familie und im Umfeld ein offenes und aufgeschlossenes ist. Maxi weiß, dass seine Familie super ist und ihm viel ermöglicht. Er zeigt es durch seine Lebensfreude und sagt: „Kommendes Wochenende spiele ich auf einem Turnier in der Schweiz und mein großes Ziel ist die Teilnahme an den Paralympics.“

Kath. Kirche Vorarlberg / Rosa Andrea Martin

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